Mittwoch, 18. Juni 2008

Wie weh tut eine Geburt?

Vielleicht möchte das ja gerne mal jemand wissen, der noch keine Kinder hat?
Viele haben da so einen Horror davor. Aber das muss nicht sein!
Deshalb will ich mal meine ganzen Geburtsberichte- sind ja doch so einige *g*- aufschreiben.
Zum einen damit ich es nicht ganz vergesse ( aber kann das Frau überhaupt?) und zum anderen macht es ja vielleicht irgendjemanden da draußen Mut ;-).
Ist ja auch Literatur- so irgendwie...

Nun denn, fang ma mal an.




Geburtsbericht Nr.1- 1990

Erstes Kind!
Jeder erzählte mir was anderes über das Ereignis schlechthin. Von "es gibt ja Schmerzmittel" über " es ist schlimm, aber dann hat man alles vergessen" bis hin zu " pass auf, du denkst, du musst sterben". Damals war ich noch sehr unbedarft und dachte mir "naja, ab einem bestimmten Schmerz fällste eh in Ohnmacht"

Und wie hab ich mir Schmerzen herbei gesehnt!

Hatte ich anfangs Angst, den Bimpf zu verlieren ( ich alter Schwarzseher), hatte ich am Ende Angst, der Bimpf kommt gar nicht mehr raus.
Ich war 1o Tage drüber und hatte keine Lust mehr. Noch dazu hatte ich ja völlig blauäugig damit gerechnet, dass mein Kind 4 Wochen früher kommt ( ich alter Schwarzseher).

Aber endlich an diesem 10. Tag hielt ein kleiner Schmerz unten im Bauch Einzug. Wie ich mich freute! Notierte eifrig Abstände und Dauer. Sehr verheißungsvoll- ab und zu. Wir waren in der Stadt, wir waren im Park, mein Mann war noch beim Friseur...

Abends, wir lagen gerade gemütlich im Wohnzimmer ziepte es plötzlich ziemlich *aua*- ja es tat richtiggehend weh! Der werdende Vater wurde ganz aufgeregt und wollte sofort ins Krankenhaus fahren.

Gut, ich ließ mich überreden. Dort angekommen gings erstmal ans CTG.
Immer wenn die Kurve im Begriff war anzusteigen, rieb sich mein Mann erfreut die Hände und ich atmete...

Die Hebamme holte uns runter von unseren Höhenflügen. " Muttermund noch zu" "Waaaaaas?"

Dabehalten haben sie mich trotzdem, weil ich so über der Zeit war.

Ich bezog mein Zimmer, mein Mann fuhr heim, denn in der Nacht sollte nix mehr passieren.

Es ziepte alle 5 Minuten im Rücken " HÄ? Ich dachte, das tut im Bauch weh?????"
Mir blieb nix anderes übrig, als mich selbst zu massieren- war ja keiner sonst da.

Die Nachtschwester meinte " Oh, gute Frau, das ist erst der Anfang! Das wird noch viiiiieeeeel schlimmer!"
Danke fürs Gespräch!

Ich wandelte über die stillen Krankenhausflure, alle 5 Minuten musste ich veratmen und weiter gings. Hatte was. So allein in den weiten Gängen...

Irgendwann lag ich wieder im Bett und versuchte fünfminutenweise zu schlafen- mehr ging nicht, denn dann kam punktgenau wieder so ein fieser Schmerz.
Ich sah aus dem Fenster in die dunkle Nacht und dachte nur " Warum hast du dir das bloß angetan??????? Auch noch freiwillig!!!!!"

Irgendwie ging die Nacht dann rum.
Um 9.00 sollte ich zu einem Wehenbelastungstest geholt werden.

Um 8.30 kam die Putzfrau. Ich keuchte.

" Sie gehören sofort in den Kreißsaal!!!!!!!"

Auf Befehl der Putzfrau brachte mich eine Schwester dorthin. Der Vater in spe war inzwischen auch angekommen.

Eine ganz liebe Hebamme nahm mich in Empfang.

"2cm und butterweich" "Waaaaaas? So wenig? Wie soll das noch werden???"

"Das Kind haben wir heut Mittag!" "Sooo schnell?????"

Ich kam ans CTG und dann kam der Einlauf.
Ich saß auf dem Klo und dachte nur " Ich will jetzt kein Kind kriegen. Nein!"
Ich beneidete die Frauen, die da so entspannt am CTG lagen, während ich auf die Schlachtbank geführt wurde.

Nun lag ich da auf dem Kreißbett. Ich hörte nur das ungläubige " Voll eröffnet" der Hebamme und dann gings schon zu Sache. Ich sollte pressen.

Äh wie denn? Mir tat doch nix weh. Nicht so, wie es in den Büchern immer hieß.

" Stellen sie sich vor sie wären auf dem Klo. Ganz einfach!"

Und das tat ich. Ich gab mir Mühe *g*. In meinem Blickwinkel sah ich dann den Arzt, der hielt eine -in meinen Augen - riesige Schere in der Hand...bereit für den Dammschnitt.

Und ich schrie. Schrie einfach aus Panik. Weh tat es nicht.
Mein Schrei war auf der ganzen Station zu hören *g*.

Dann hieß es schon " Ich seh den Kopf, es hat ganz schwarze Haare"

Da war ich erstal beruhigt " U. es hat Haare!!!!!"

Noch 2 oder 3mal drücken und die Maus war da.

Naja und dann... die pure Freude! *Tränchenwegwisch*

... und die Frauen draußen lagen immer noch am CTG, denn die ganze Aktion im Kreißsaal hat nur 20 Miuten gedauert.


PS: Später meinte die Hebamme zu mir " Gute Frau, sie sind wie geschaffen fürs Kinderkriegen. Sie müssen noch ein paar bekommen.

Hab ich ja dann auch :-)


Ach und noch was:
Beim Einzug auf die Entbindungsstation um 8.40 haben wir ein bekanntes Ehepaar getroffen. Die Frau hatte auch Wehen und war soweit.

Wir wünschten uns gegenseitig noch alles Gute.

Um 15.00 trafen wir sie dann in der Cafeteria .
" Vertreibt ihr euch wohl auch die Zeit während der Wehen?"

" Öhm, unsre Tochter ist schon seit 9.24 auf der Welt"

...


Geburtsbericht Nr.2 -1992


Diesmal wusste ich genau, wann mein Kind zur Welt kommen müsste, wenn es eine Punklandung werden soll und das wurde es auch.
Am 18.8 wachte ich mitten in der Nacht von einem leichten Ziehen im Unterleib auf und wusste sofort:
Es geht los!
Bin aber dann wieder eingeschlafen und erst als das Ziehen etwas regelmäßiger kam wieder aufgewacht. Aufgestanden und erst mal geduscht. 
Selten tritt eine Frau ungeduscht zur Entbindung an. 
Die Schmerzen blieben erträglich. So um 9.00 fuhren wir dann los und überlegten, ob wir noch ein wenig durch die Stadt spazieren sollten. 
Wir entschlossen uns aber doch, erst mal ins Klinikum zu fahren.
Wir klingelten beim Kreißsaal und eine Hebamme öffnete uns. Ich meinte ganz entspannt: Ich hab Wehen
Die Hebamme sah mich leicht ungläubig an und meinte: Sie schauen nicht so aus, aber sehen wir mal nach- weit wird es noch nicht sein. Bei der Untersuchung schluckte sie dann erst mal. „ooops, schon 6 cm- ich denke wir gehen gleich in den Kreißsaal“ Meine Gefühle waren gemischt. Von „ätsch, ich habs doch gleich gewusst“ bis zu „nein- nicht schon wieder“. 
Fruchtblase wurde geöffnet, ich wurde verkabelt und durfte noch ein wenig rumlaufen, damit die Sache so richtig in Gang kommt, denn ich sah nicht schmerzverzerrt genug aus. 
Draußen bekam ich eine Geburt mit und dachte  nur „Ich will jetzt nicht entbinden! Ich will heim!“ Mich fragt da aber ja keiner.
Im Kreißsaal sollte ich alles mal ausprobieren – es war eine junge Hebamme! Ich sollte auf den Ball, ans Seil, in die Hocke, in den Vierfüßlerstand und ich dachte bei mir „ gute Frau, lass mich einfach hinlegen und dieses Kind zur Welt bringen“. 
Als es nur langsam weiterging- so um 11.00 waren es immer noch „nur“ 7 bis 8 cm und die Hebamme sah ihren Schichtwechsel kommen- wollte sie der Sache den „letzten drive“  und mir ein bisschen Wehenmittel geben.
Was ich aber nicht so toll fand, da ich lieber so weitermachen wollte. 
Es ging ja voran. Langsam und nahezu schmerzfrei, was sollte ich mir das freiwillig antun (lassen). Aber gut. Ich machte mit. Ich musste mich auf die Seite legen und das Mittel lief in meine Vene.
Und was spürte ich?
Sofort einen ziemlichen fiesen Schmerz und wenig später wieder einen. Die Hebamme kam herzu und meinte trocken „endlich sehen sie mal schmerzverzerrt aus“...
Und dann ging alles ganz flott. Auf den Rücken und drücken. Diesmal war es allerdings anders. War ziemlich anstrengend das ganze. Ich hatte das leichter in Erinnerung.
Diesmal wurde aber auch auf den Dammschnitt verzichtet. 
Als dann mein Sohn um 11.56 „endlich“ draußen war, war die Hebamme ziemlich erstaunt.
4560g verteilt auf 57cm- wenn sie das gewusst hätte...

Fazit:
Die erste Geburt tat am Anfang weh und der Rest war „Pippifax“, diesmal war es umgekehrt.
Aber beim nächsten Mal war es wieder gaaaanz anders...
Fortsetzung folgt.